„Wir sind nicht per du! Unter Multimillionären ist man eine Weile per sie“ hat Georg Kofler nach seiner emotionalen Kritik an den Sirplus-Gründern in der letzten Sendung von „Die Höhle der Löwen“ gesagt. Ich habe kürzlich in das Lebensmittelretter-Startup investiert und bin natürlich auch mit den beiden Social Entrepreneurs Rafael Fellmer und Martin Schott per du 😉
Zwei junge Gründer, die sich mit einer solchen Energie gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen, dermaßen anzugreifen ist peinlich. Rafael und Martin machen Lebensmittelretten wirtschaftlich – eine der sinnvollsten Ideen, die mir in den letzten Jahren untergekommen ist.
Lebensmittelretten ist Klimaschutz
Die Hälfte aller Lebensmittel in Deutschland landen in der Tonne, eine ganze LKW-Ladung jede Minute. Während hier tonnenweise Lebensmittel verschwendet werden, hungern Menschen im globalen Süden. Das passt nicht zusammen und sollte uns noch sensibler dafür machen, wie viel und was wir konsumieren. Tatsächlich geht es aber beim Lebensmittelretten um vielmehr als das reine Verkaufen von abgelaufenen oder überschüssigen Waren. Es geht um nicht weniger als die Bewältigung der Klimakrise!
Klimaschutz – und das sage ich, der seit mehr als 25 Jahren in den Erneuerbaren zuhause ist – geht über das klimafreundliche Erzeugen von Energie weit hinaus. Ein wesentlicher Faktor ist die Landwirtschaft: Denn je mehr Lebensmittel angebaut werden müssen und desto mehr Tiere gehalten werden, umso mehr Treibhausgase verursacht die Landwirtschaft. Vom Feld über den Stall bis zum Teller hat ein Kilogramm Rindfleisch je nach Haltung und Fütterung einen CO2-Fußabdruck zwischen 7 und 28 kg. Bei einem Kilogramm Brot sind es zum Vergleich nur ca. 0,7 kg CO2.
Bewusster Konsum und die effiziente Nutzung von Nahrung sind Teile der Lösung. Dazu zählt auch weniger Fleisch zu essen. Denn für die Erzeugung von einem Kilogramm Rindfleisch beispielsweise werden 15.500 Liter Wasser gebraucht. Zum Vergleich: für ein Kilo Kartoffeln sind es ca. 250 Liter. Zudem werden große Mengen pflanzlicher Nahrungsmittel an Tiere verfüttert, die auch Menschen sattmachen könnten. In benötigten Quadratmetern Fläche pro 1.000 Kilokalorien hat Rindfleisch mit 13,7 Quadratmetern den höchsten Flächenbedarf. Bei pflanzlichen Lebensmitteln ist dieser deutlich geringer, bei Kartoffeln sind es zum Beispiel 0,3 Quadratmeter pro 1.000 Kilokalorien.
Landwirtschaft und Ernährung müssen ökologischer werden, sei es dass wir uns biologisch ernähren oder dass die wenigen Nutztiere, die wir nichtsdestotrotz weiter halten, mit heimischen, ökologischen Futtermitteln ernährt werden, anstatt mit Sojaschrot, für dessen Anbau Regenwald abgeholzt wird und das dann um die halbe Welt geschifft wird.
Zur Nachhaltigkeitswende braucht es also auch eine Agrar- und Ernährungswende, um unsere Welt – wie Rafael immer wunderbar anschaulich und einprägsam sagt – „enkeltauglich“ zu machen.
Wir brauchen mehr gutes Geld!
Als Georg Kaiser, der Gründer der Biosupermarktkette „Bio Company“, mir Rafael vorstellte, wusste ich gleich: er ist nicht nur ein grundguter Mensch, sondern hat auch unternehmerisch das Zeug dazu, das Lebensmittelretten in Deutschland groß zu machen. Vom Mülltonnen-Taucher zum Sozialunternehmer führt ein nicht immer einfacher Weg, den man am besten gemeinsam mit Gleichgesinnten geht. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich Rafael und Martin unter anderem gemeinsam mit dem Ecosia-Investor Tim Schumacher als Impact Investor unterstützen kann.
Gutes und nachhaltiges Unternehmertum braucht anscheinend weiterhin nachhaltige Investor*innen. Wenn auch die Geschäftsmodelle gut und die Businesspläne solide sind, so kann der „klassische“ Investor wie Georg Kofler wohl nichts mit Nachhaltigkeit anfangen. Hier haben wir noch einen weiten Weg vor uns, auf dem wir viele Menschen mit unserem Erfolg und unserem Impact überzeugen müssen. Denn aus guten Geschäftsmodellen und guten Investitionen entstehen gute Renditen und Gewinne.
Und darum geht es: Wir müssen gerade das gute Geld vermehren. Aus einer kleinen Menge gutes Geld eine große machen und diese große Menge wiederum in nachhaltige und soziale Startups investieren. Geld hat eine große Lenkungswirkung. Geld bewirkt Veränderung. Deswegen setze ich mein Geld für nachhaltige Unternehmen und soziale Projekte ein.